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Renault 8: Familienlimousine mit sportlichen Talenten

Die kompakte, kantige Familienlimousine Renault 8 wurde von Mitte 1962 bis Mitte 1972 insgesamt 1.329.372-mal gebaut. Mit technischen Merkmalen wie Scheibenbremsen rundum und dem synchronisierten 4-Gang-Getriebe stand sie in den 1960er-Jahren an der Spitze ihres Segments.

Ursprünglich als Nachfolgemodell für die beliebte Dauphine geplant, produzierte Renault beide Fahrzeuge bis 1968 parallel. Von der Dauphine stammte auch die technische Basis, der Radstand war mit 2,27 Metern identisch. Der Renault 8 hatte nach bewährtem Muster den Motor im Heck, was für Traktion, spielerische Wendigkeit und eine leichtgängige Lenkung auch ohne Servo-Unterstützung sorgte. Der 956-Kubikzentimeter-Vier­zylinder­motor war mit fünffach gelagerter Kurbelwelle und oben liegender Nockenwelle eine moderne Konstruktion, die 29 kW/40 PS mobilisierte. Eine Besonderheit war das geschlossene und damit wartungsfreie Kühlsystem nach Vorbild des 1961 erschienenen Renault 4. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 130 km/h.

Synchronisiertes 4-Gang-Schaltgetriebe

Die Kraftübertragung erfolgte anfangs über ein 3-Gang-Schalt­getriebe, bereits 1963 folgte ein 4-Gang-Getriebe, bei dem die Gänge zwei bis vier synchronisiert waren – keine Selbstver­ständlichkeit in der Autowelt der Sechziger. Ebenfalls ab 1963 war ein Automatikgetriebe mit elektromagnetischer Kupplung verfügbar. Die Bedienung erfolgte über Drucktasten im Instrumententräger.

Ungewöhnlich für ein Fahrzeug dieser Klasse waren auch die vier serienmäßigen Scheibenbremsen. Lediglich die von der spanischen Tochter FASA-Renault für den iberischen Markt gebauten Modelle waren mit Trommelbremsen ausgestattet.

1964 kam der Renault 8 „Major“ mit verbesserter Ausstattung, mehr Chromzierrat und größerem Motor auf den Markt. Sein 1.108-Kubikzentimeter-Vierzylinder stammte aus dem eleganten Renault Coupé Caravelle, stellte 33 kW/45 PS bereit und ermöglichte 135 km/h Spitze.

Ab 1967 kam die stärkere Motorisierung auch in der Basis­ausführung des Renault 8 zum Einsatz.

Kultobjekt in Blau: Renault 8 Gordini

Ebenfalls ab 1964 bot Renault eine Sportversion an, den Renault 8 Gordini. Das 1,1-Liter-Aggregat aus dem „Major“ mobilisierte in der Performance-Ausführung 63 kW/86 PS und beschleunigte das gerade einmal 795 Kilogramm schwere Leichtgewicht auf bis zu 170 km/h – ein Wert, der Mitte der 1960er-Jahre selbst bei großen Limousinen die Ausnahme war. Werkstuner Amédée Gordini schaffte dies durch halbkugelförmige Brennräume, einen Doppel­vergaser und mittig zwischen Ein- und Auslassventilen platzierte Zündkerzen. Ebenfalls fortschrittlich: Alle vier Vorwärts­gänge waren synchronisiert. Der tiefergelegte Aufbau, verkürzte Federwege und hydraulische Stoßdämpfer ermöglichten optimale Straßenlage.

Kennzeichen des „Gorde“, wie der werksgetunte Renault 8 bei seinen Fans heißt, ist die unverwechselbare Lackierung in der französischen Rennfarbe „Bleu France 418“ mit weißen Doppel­streifen auf Kofferraumdeckel, Dach und Motorhaube.

1966 erfuhr der Renault 8 Gordini eine Leistungssteigerung: Der Vierzylinder wurde auf 1.255 Kubikzentimeter aufgebohrt. Statt der bisherigen Solex-Vergaser übernahmen jetzt zwei Weber-Doppel­vergaser die Gemischaufbereitung. Als Ergebnis standen 65 kW/88 PS zur Verfügung. Die Höchst­geschwindigkeit stieg auf 175 km/h. Eine Sensation im Kompaktwagensegment war das 5-Gang-Schaltgetriebe. Zwei zusätzliche Scheinwerfer gaben dem Renault 8 Gordini einen noch dynamischeren Look. Noch in anderer Hinsicht schrieb der „Gorde“ Geschichte: 1966 rief Renault mit dem Modell die Mutter aller späteren Markenpokale ins Leben, den „Coupe Gordini“.

Im Sommer 1965 brachte der französische Automobilhersteller den Renault 10 als größere Variante des Renault 8 heraus, die Version „Major“ wurde durch den R10 „Major“ ersetzt. Als letzte Variante erschien 1968 der Renault 8 S mit zusätzlichen Scheinwerfern für Fernlicht im Stil des Renault 8 Gordini. Zum Hingucker machte den Renault 8 S war auch die gelbe Sonderlackierung. Dank eines Weber Doppelregistervergasers mobilisierte der bewährte 1,1-Liter-Motor 37 kW/50 PS und erlaubte 140 km/h Spitze.